Ausgangspunkt für diesen Artikel war der folgende Satz von Gabrielle Roth´s Buch Maps to Ecstasy. „The Rhythms don´t only exist in the dance; they infuse every aspect of our lives ... I consider doing the rhythms as a meditation practice, but dance is not the only way ... for example you can run the rhythms...“ Die 5Rhythmen als Metapher für Handlungen des Alltagslebens - klingt vielversprechend!
Der folgende Artikel versucht das Laufen aus dem Blickwinkel der Landkarte der 5Rhythmen zu beleuchten. Ist das überhaupt möglich? Ist es vielleicht sogar hilfreich? Kurz zusammengefasst: Ja! Hier meine Erfahrungen, ohne Anspruch auf Allgemeingültigkeit.
Es beginnt mit der Entscheidung das Laufgewand anzuziehen. Der innere Schweinehund fühlt sich bedroht und füttert das Gehirn mit Gedanken á la “eigentlich ist es heute zu kalt und zu windig etc...” (Flowing Schatten - Trägheit). Nach einigem guten zureden willigt er ein es zumindest zu probieren, aber heute nur kurz und ja nicht zu lange! Es kann also losgehen.
Überraschender Weise ist es gar nicht so kalt und windig. Ich beginne mit flottem Gehen das irgendwann in einen langsamen Trab übergeht, es fühlt sich noch alles etwas schwer an. Fürs erste konzentriere ich mich auf das sanfte Abrollen der Füße von den Fersen bis zu den Zehen damit die Knie nicht so viel abfedern müssen (Flowing).
Sofort ist derer Antreiber in mir aktiv und meint lautstark es wäre jetzt aber an der Zeit es endlich richtig anzugehen wenn ich nun schon laufe, ein bisschen mehr Tempo bitte! Dadurch entsteht unnötige (An-)Spannung im Körper (Staccato Schatten - Anspannung). Wohlwollende Aufmerksamkeit hilft diese Anspannungen ins Bewusstsein zu bringen und dadurch wieder gehen zu lassen. Nach ein paar Minuten hat sich der Körper an die Bewegung gewöhnt und der Kopf wird ebenfalls freier. Ich kann die Aufmerksamkeit auf die Synchronisation zwischen Atem und Schritten legen beispielsweise drei Schritte einatmen und drei Schritte ausatmen (Staccato)
Nun ist es Zeit die Aufmerksamkeit auf die Beckenbewegung und den Gewichtswechsel zu fokussieren. Dadurch wird der Lauf fast automatisch intensiver. Nach Lust und Laune verschärfe ich das Tempo oder reduziere es, je nach Tagesverfassung. Der Lauf ist im Chaos angekommen -ich laufe einfach. Immer wieder werde ich durch Gedanken abgelenkt oder Emotionen die sich sofort in Gedanken manifestieren werden frei - Chaos in Bewegung. Manchmal passiert es auch dass so intensive Gedanken oder Emotionen kommen dass der Körper zwar läuft aber der Kopf sein eigenes Ding macht – Chaos Schatten. Immer wieder Gedanken Körper und Aufmerksamkeit zusammenzubringen ist hier die Aufgabe. Klingt ja schon fast nach Meditation J?
Nach dieser Phase, wo ich vor allem mit mir und meinem Körper beschäftigt bin ist es an der Zeit die Aufmerksamkeit über die Körpergrenzen zu weiten. Ich spüre den Luftzug und den Wind, manchmal auch den Duft von Bäumen oder Blumen. Körperlich achte ich auf Aufrichtung des Kopfes und die Luftphasen zwischen den Schritten. Der Blick geht in die Weite, bestenfalls an den Horizont und streift an der Unendlichkeit. Ich habe die Schwelle zum Lyrischen überschritten. Natürlich dauert diese Phase nicht ewig. Irgendwann wird der Lauf langsamer bis er wieder in ein Gehen übergeht. Ich lasse mich in Wiese fallen und beobachte wie sich der Atem beruhigt und freu mich wie sich die Gedanken geklärt haben. Ich bin in der Stillness angekommen. Einige sanfte Dehnübungen kombiniert mit der Atmung beenden die „Laufwave“.